In Fukuoka habe ich kaum Bilder gemacht, aber es ist doch einiges Interessantes passiert, deshalb gibt es jetzt mal einen echten Blogeintrag.
Zuerst einmal habe ich aus Versehen ein Bett im female dormitory gebucht, da bin ich auf booking.com reingefallen, manchmal zeigt es warum auch immer fast ausschließlich Zimmer für Frauen an. Der host hat mir gesagt ich könne eine Nacht bleiben aber die Nächste wäre voll gebucht und ich müsse mir was anderes suchen. Das geht ja gut los 😀 Aber kein Problem, es ist viel frei in der Stadt.
Kaum eingecheckt, checkt neben mir ein Koreaner ein und wir kommen ins Gespräch. Sein Name ist Min Sang, er ist 21 (23 Koreanisches Alter, in Korea ist man 2 Jahre älter), aus Seoul und ist Soldat auf Zeit. Sein Englisch ist nicht das Beste aber mit Translate App geht das schon. Er erzählt mir dass er zwei deutsche Bekannte hat die auch Fukuoka sind und dass sie sich später treffen wollen. Außerdem freut er sich sehr dass ich bald nach Korea fahre und empfiehlt mir eine Menge seiner Lieblingsgerichte. Wir reden vielleicht eine halbe Stunde, dann checkt ein Chinese ein, westlicher Name Albertus, chinesischer Name unaussprechlich für mich. Er hört uns reden und schaltet sich direkt ein, er ist sehr kommunikativ. Das war dann kulturell und sprachlich schon ein interessanter Mix. Albertus hat Computer Science studiert, und arbeitet als Product Owner für Tencent in Shanghai. Dann ca. noch eine halbe Stunde später checkt noch ein Chinese ein, Leon, Architekturstudent. Wir haben alle ziemlich Hunger und entscheiden uns, uns noch mit den deutschen Freunden von Min Sang zum Essen zu treffen.
Wir sind dann zur Hakata station in ein Izakaya mit Yakitori-ya (Yakitori: gegrillte Fleischspieße), eine anscheinend ziemlich beliebte Kette ‚Torikizoku‘, günstig und wie ich erfahren habe wo Japaner hingehen wo sie mal ein bisschen menschlicher sein können und wenn sie aus ihrem Roboterleben ausbrechen wollen 😀 Der Laden hat unter der Woche bis 4 Uhr morgens auf und es gibt MEGA Bier (ca 1 pint), das spricht für sich. Die Chinesen bestellen und zwar so viel bis wirklich der ganze Tisch voll mit Schälchen ist, weil unter Chinesen ist ja unhöflich wenn man zu wenig Essen hat. Die ‚Deutschen‘ sind dann auch dazugekommen, einer von ihnen ist Österreicher, aber naja close enough. Sprachlich ging es dann wirklich drunter und drüber, Japanisch, Englisch, Deutsch, Mandarin, Koreanisch, sehr lustig. Irgendwann sind sogar ein paar Japaner mit an den Tisch gekommen weil der Österreicher ein Jersey von den Fukuoka SoftBank Hawks, der lokalen Baseballmannschaft anhatte. Baseball ist RIESIG hier. Sehr ungewöhnlich für Japaner von sich aus Kontakt zu einer Gruppe von Ausländern (Gaijins) zu suchen. War ein lustiger Abend.
Am nächsten Tag habe ich ausgecheckt und bin mit Min Sang und Albertus zum Frühstücken in ein Muji Kaffee. Albertus hat dann auf einmal richtig losgelegt und wie verrückt über die CCP und chinesische Kultur hergezogen. Hat mich sehr gewundert dass er so offen darüber spricht. Dass Chinesen durch die Partei klein gehalten werden ist ja bekannt. Aber aus erster Nähe einen Eindruck von einem Chinesen zu bekommen wie es sich als Bürger anfühlt war mal eine interessante Erfahrung. Er ist übrigens Christ und trägt ein Kreuz um den Hals. Er erzählt mir dass er durch die Kirche zumindest ein bisschen in eine Gesellschaft mit Freiraum von der Partei bekommt.
Min Sang hat auch ziemlich über Nordkorea hergezogen, man merkt schon dass es hier Spannungen gibt. Er ist auf jeden Fall sehr stark für eine Wiedervereinigung von Nord- und Südkorea. Ich habe ihm von Deutschland erzählt und dass eine Wiedervereinigung auch Probleme mit sich bringen kann, gerade wenn ein Teil ärmer ist als der Andere. Das wäre ihm egal.
Insgesamt sind sie beide echt nette Typen und ich habe es sehr genossen mit den beiden zu sprechen. Wir haben uns dann verabschiedet und haben vor uns wiederzutreffen: Min Sang in Seoul und Albertus in Shanghai, wenn ich dort sein werde!
Den Rest des Tages werde ich wohl noch ein bisschen shoppen gehen kann um den letzten Tag mit schwachem Yen auszunutzen. Morgen geht’s per Fähre nach Busan, ich freue mich auf Korea!
Nice! Sehr schöner Bericht! Freut mich so dass du viele Leute kennengelernt hast. Aber ich dachte erst, dass da mehr Frauen in dem Female Dormitory sein müssten, und am Ende waren es alles Männer? 😀 Gute Reise nach Busan!
Haha, ja gut vielleicht etwas missverständlich ausgedrückt. Es gab ein Zimmer für Männer und eins für Frauen, aber das für Männer war belegt und nur noch das für Frauen wurde auf booking angezeigt, hab ich übersehen. War aber auf jeden Fall ein sehr lustiger Abend 😀
Köstlicher Bericht und interessante Fotos. Darüber werden wir uns bestimmt nach deiner Rückkehr mal unterhalten. Ich bedaure, dass wir voriges Jahr nicht mehr genug Zeit für Südkorea hatten, als für Seoul und die DMZ, weil wir zu Ludwigs Taufe wieder in Deutschland sein mussten. 2019 war es ja geplant, aber da kam Giselas Beinbruch leider dazwischen.
Ja, das war sehr unglücklich für euch. Ich freue mich auf unseren Austausch und bin auch auf eure nächsten Pläne gespannt. VG Tim